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Langsee bei Süderfahrenstedt/Schleswig-Holstein

Die Landschaft Angeln zwischen der Flensburger Förde im Norden und der Schlei im Süden hat im Laufe der letzten Jahrhunderte bedeutende kulturhistorische Spuren hinterlassen. Ihr verdanken wir die Angel-Sachsen, das Angler Rind, das Angler Sattelschwein, das Böklunder Landwürstchen und natürlich das Flens.
Der letzten Eiszeit verdankt Angeln seine typische Topografie: sanft wellige Landschaft und unter anderem den Langsee, den bekanntesten Endmoränensee in Angeln. Nordöstlich von Schleswig zieht sich der See über eine Länge von 3 Kilometern bei einer maximalen Breite von nur knapp 500 Metern. Der kleinere westliche Teil des Sees, der sogenannte 'Kleine Langsee' , der leider von der Bundeswehr als Übungsgebiet benutzt wird (Angeln verboten), ist durch ein schmales Austück mit dem 'Großen Langsee' verbunden. Dieser Teil des Sees, der immerhin noch 113 Hektar groß ist, wird schon seit Jahrzehnten vom ASV Schleswig bewirtschaftet. Der Seeboden entspricht dem typischen badewannenförmigen Endmoränensee mit größtenteils steilen Scharkanten, die maximale Tiefe beträgt knapp 13 Meter.
Reist man mit dem Auto an, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten direkt an das Ufer zu fahren: auf der Süderfahrenstedter Seite und an der Breklinger Seite. Hier befinden sich jeweils ein Vereinshäuschen und Bootsstege des ASV Schleswig. Hier kann man auch die Stege zum Angeln benutzen, denn wer kein eigenes Boot hat, guckt erstmal in die Röhre - es gibt keinen Bootsverleih am Langsee. Auch das Slippen von eigenen Booten ist untersagt. In Brekling/Waldlust gibt es einige Ferienwohnungen, die inklusive Boot vermietet werden. Auch der ASV Schleswig hat ein (!) Mietboot in Brekling liegen, ich bin mir aber nicht sicher, ob es auch an Nichtmitglieder des Vereins vermietet wird. Näheres kann man direkt beim Verein erfragen. Diese Bootsmisere ist sehr schade für alle Gastangler, schränkt sie doch die Möglichkeiten enorm ein!
Die Unterwasserflora ist relativ artenarm, man findet kaum Unterwasserwiesen oder Laichkrautfelder, immerhin ist das Ufer größtenteils mit einem mehrere Meter breiten Schilfgürtel umrandet. Sowohl am westlichen als auch am östlichen Ende gedeihen größere Felder der Gelben Seerose. Die Wasserqualität des eutrophen Sees gilt als gut, auch wenn im Hochsommer eine mitunter beträchtliche Algenblüte stattfinden kann und die Sauerstoffsättigung in den Tiefen ab 7 Meter auf deutlich unter 4 mg/l sinken kann. Sind die Sauerstoffwerte so niedrig, können sich dort keine Fische mehr aufhalten, egal wie warm das Oberflächenwasser ist. Seit einigen Jahren steigt die Sichttiefe des Langseewassers, auch ist die sommerliche Algenblüte in ihrer Ausprägung schwächer, die Wasserqualität wird besser. Das Seewasser ist im Sommer meistens recht grünlich/trübe. In den restlichen Jahreszeiten kann der See aber recht klar werden, wenn auch mit einem bräunlichen Grundton. Seit geraumer Zeit werden müssen Anlieger, die in den See entwässern, biologische Kläranlagen nachrüsten, eine Ringkanalisation bringt auch eine erhebliche Minderung von Nährstoffeinträgen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich der Langsee von einem typischen Zandersee zu einem Hechtsee hinentwickelt. Durch Besatz vom ASV Schleswig gestützt, finden sich beide Raubfischarten neben Barschen und Aalen im See.
Jedes Jahr werden Hechte über der magischen Metergrenze gefangen, erst in diesem Jahr einer von 28 Pfund. Zander bis 15 Pfund sind in den letzten paar Jahren verbürgt. Mein stärkster Zander wog mit 83 cm 8-9 Pfund. Mein bester Hecht war zwar nur 85 cm, aber mehrmals hatte ich Hecht-Nachläufer von deutlich über einem Meter. Vor Jahren konnte ich einen 42er Barsch mit einem silbernen Toby überlisten – sicherlich nicht nur im Langsee eine seltene Ausnahme!
Vom 1. 5.–31. 12. darf pro Angler mit einer Rute geschleppt werden. Größere Wobbler von 15–23 cm und mehr sind hierfür gut geeignet. Sie sollten aber nicht zu tief laufen, 3–4 m reichen völlig! Einer meiner liebsten ist die Grandma in 19 cm, je nach Wassertrübung im Maränen- oder Clowndesign, die auch gern von Zandern ab 65 cm genommen wird. Weitere gute Wobbler für den Fang von Hechten und Zandern sind Turus Ukko, Zalt, Zam, Slammer, Fingerling und Super Shad Rap. Ein Blick auf die Tiefenkarte und möglichst ein Echolot helfen bei der Schlepp-Routenplanung. Vor allem jenseits der Scharkante über 10–13 m Tiefe lohnt sich auch die Suche nach Futterfischschwärmen im Freiwasser, da der Seeboden ziemlich eintönig und platt ist. Ausgeprägte Barschberge oder tiefe Löcher sind nicht vorhanden, sodass sich die Suche nach guten Fangstellen an den Futterfischschwärmen orientieren sollte. Immer einen Versuch wert sind natürlich die Scharkanten, die teilweise steil von 6 auf 10 Meter fallen.
Gleich nach der Schonzeit (siehe Info), wenn sich die Hechte noch im Flacheren aufhalten, lohnt sich der Griff zur Jerkrute. Das Jerken wird hier fast gar nicht angewandt, und man kann hier damit doch so viel Erfolg haben. Die Mehrzahl der Einheimischen setzt eher auf die Plumpsangel.
Zur Freude meiner Eltern, die von ihrem Wohnzimmer direkt auf den See schauen können, bietet ein Angelkollege seit Jahren das gleiche Schauspiel direkt frei Haus, keine 100 Meter vom Ufer entfernt. Mit einem unglaublichen Getöse werden die zwei hochseetauglichen Anker an schweren Ketten in das dort etwa 6 m tiefe Wasser aus dem Boot hinausgeschleudert, wo sie mit mannshohen Fontänen jeden Fisch in einem Radius von mehreren hundert Metern offenbar dauerhaft verscheuchen. Niemand in unserer Familie, die sich immer wieder dieser Darstellung hingibt, hat diesen besagten Angler jemals auch nur einen handlangen Barsch fangen sehen. Schon regt sich der Verdacht, dass dieser Herr sich diesen Angelplatz nur deswegen ausgesucht hat, weil diverse weibliche Mitglieder der Familie sich hier im Sommer am FKK-Bad erfreuen. Man fragt sich nur, was er im Spätherbst und Winter dort erwartet … Sollte er wirklich mal etwas fangen, werden die Telefonleitungen zwischen Brekling und Berlin glühen!

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